Hallo und herzlich willkommen zu meinem Comic-Jahresrückblick für das Jahr 2023. Dieser Post soll einen Überblick schaffen über ein für mich und meine Arbeit sehr prägendes Jahr.
Wo fange ich an? Am besten chronologisch. Zu Beginn des Jahres ist Kapitel 20 fertig geworden: Wenn Kapitel 19 Die Zündschnur ist, dann ist Kapitel 20 das emotionale Feuerwerk. Bis jetzt hat sich keins meiner Werke so stark und so direkt auf mein unmittelbares Verhalten ausgewirkt, wie dieses. Der Hauptgrund: Ich habe meiner Unzufriedenheit mit der realen Welt einen Namen gegeben. Und einher mit diesem Namen haben sich auch Wege aufgetan, meine Motivation fortan freier nach außen hin zu zeigen.
Das Reflektieren über diese persönlichen Wahrheiten und Überzeugungen durch den Comic hat dazu geführt, dass auf einen Schlag viele Hemmungen von mir abgefallen sind, die mich vorher unwillkürlich geprägt haben. Und das einfach, weil ich z.B. nicht sagen konnte, woher sie kamen – und sie deswegen unzureichend verstanden habe, als dass ich sie Anderen hätte näher bringen können. Ich glaube im Großen und Ganzen kann man diese Wandlung als eine schlagartige Erhöhung der Selbstakzeptanz beschreiben.
Plötzlich erscheinen dann Antworten auf Fragen, wie: Was möchte ich an Andere weitergeben? Wie will ich auf Andere zugehen? das richtige Verhalten leitet sich seitdem nicht mehr aus dem Versuch, Fehler zu vermeiden, ab – sondern viel natürlicher… Durch die ehrliche Veräußerung des eigenen Willens.
Hatte ich vorher etwa keinen eigenen Standpunkt? Doch! Ich hab ihn bloß nicht verstanden — Wie sollte Jemand, der stets bemüht ist, die Wahrheit zu sagen; diese an Andere weitergeben, wenn er sie selbst nicht versteht? Oder ohne überhaupt zu wissen, ob sie das Richtige für einen selbst ist? Deswegen ist es mir so wichtig, über die Wurzeln des eigenen Tuns im Klaren zu sein.
Kommen wir zum nächsten Part: Kapitel 22!
(21 lasse ich jetzt aus, weil es auch eher die Reflektion der Ereignisse aus Kapitel 20 ist)
Auch wenn meine Motivation zu diesem Zeitpunkt relativ hoch war, sind dort schon tiefe Risse im Fundament des Comics entstanden. Und das nicht mal, wegen einer gewissen Schwierigkeit innerhalb der Geschichte, welche ich an dieser Stelle mal „Viola“ nenne. Wieso schwierig? Ich habe den Charakter seit ca. 2,5 Jahren komplett in Ruhe gelassen. Habe verlernt sie zu schreiben; verlernt, sie zu zeichnen. (wobei ich DAS noch gar nicht fertig ERlernt hatte)
Jetzt kommt aber das eigentliche, „fundamentale“ Problem. Ein kollossales Missverständnis; eine Fehleinschätzung meinerseits zur Macht des Comics in meinem Leben als Allheilmittel und Zuflucht für jegliche reale Problematik.
Das ist er nämlich in diesem Jahr keinesfalls gewesen. Ich weiß nicht, ob ich Seiten wie diese obere hier gezeichnet hätte, wenn ich nicht real eine totale Hilflosigkeit gespürt hätte. Und das, obwohl Ich die Geschichte damals in einer Situation angefangen hatte, in der sie als Ventil für eine Problematik in der Realität gedient hat. (und das ist sie ja auch heute noch)
Kurz und knapp: Der Comic geht komplett kaputt, wenn ich starke Emotionen von außen abkriege, da ich dann meine Charaktere nicht mehr „spielen“ kann. Meine realen Emotionen überschreiben dann die der Charaktere und als Resultat kann ich meinen Charakteren dann tw. gar keine Emotion verleihen. Ich kann wirklich sagen, dass ich dieses Jahr viele Sachen einfach zu Blatt gebracht habe, nur damit die Handlung irgendwie weitergeht… Ich wollte plötzlich JETZT SOFORT die Lösung all meiner Probleme… Die Antworten auf all meine Fragen… Weil ich das Gefühl hatte, dass ich einfach gar keine Zeit mehr habe. Dass die ganze Mühe, die ich bis jetzt auf mich genommen habe, plötzlich all ihren Wert verlor, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen greifbaren, für Andere sichtbaren Erfolg hatte.
Diese Aufspaltung ist auch jetzt deutlich sichtbar in- und um Kapitel 23 herum, welches viele neu gezeichnete, verworfene und alternative Handlungsstränge beinhaltet, einfach weil ich… Wirklich mal ausnahmsweise mir überhaupt nicht sicher war, was der richtige Weg ist! Welchen soll ich einschlagen? Welchen nicht? Und darf es nur einer sein?
Viele der gezeichneten Seiten und Situationen kann ich auch jetzt momentan sehr schwer einschätzen… Von Tag zu Tag denke ich: War das wirklich gut so? Wollte ich es nicht eigentlich ganz anders haben? Oder lieber doch die Szene weglassen und dafür die Andere länger…? Es fühlt sich irgendwie nicht wie eine Skulptur an, sondern eher wie ein Scherbenhaufen, den der Autor täglich versucht, zusammenzustecken, damit er wie eine Skulptur aussehen könnte… Aber das Wahre scheint es eben nie sein zu wollen!