Nachträgliche Einreichung – Kapitel 17.1+17.2

Es ist viel Zeit ins Land gegangen, seit ich das letzte Mal hier was abgetippt hab. Die kurze Antwort auf die Frage „Warum?“ wäre: Weil ich es bis jetzt nicht wollte. Auf die Frage „Warum wollte ich es nicht?“ Gibt es jedoch sehr viele Antworten, die vielleicht alle zum Teil richtig sind:

  1. Ich hatte unterm Strich weniger Zeit, das heißt; Tätigkeiten, die für die Weiterführung des Comics eine höhere Priorität hatten, wurden öfter ausgeübt, zu Ungunsten von den weniger relevanten Tätigkeiten, wie der Verfassung dieses Blogposts (und dem Upload der neuen Kapitel als .pdfs auf dem Blog; liest die hier jemand?…)
  2. Ich mache deswegen gefühlt weniger, aber gebe mir bei den einzelnen Sachen mehr Mühe als vorher.
  3. Ich scheue mich momentan mehr denn je, mich online (über Textform) über die Geschichte zu unterhalten. (Sofern man das überhaupt so nennen kann).

Punkt 3 würde ich an dieser Stelle gerne ein bisschen ausführlicher gestalten, da ich mir sehr viele Gedanken darüber gemacht habe.

Seit Mai diesen Jahres arbeite ich wieder im Einzelhandel, da ich kurzfristig eine Arbeit wollte, bei der meine ansonsten verkümmerte soziale Ader (Corona mal ganz außen vor) maximal strapaziert wird.

Was jetzt deutlich geworden ist, sind die Unterschiede der Arten von Kommunikation. Selbst mit Maske gibt es beim physischen Treffen hunderte Reize, intuitiv die andere (evtl. unbekannte) Person verstehen zu lernen; Gestik, Mimik, Stimmlage, Wortwahl, Kleidung, Gang, etc.

Bewegt man sich ins Netz, fällt natürlich ein Großteil dieser Reize weg. Die höchste Form der Perversion sind dann die Kommentarspalten – Jegliche Reize des Gegenübers werden unsichtbar – Der Leser kann nur noch mutmaßen, welche im Spiel gewesen sein könnten.

Wenn man sich das ganze als Dialog vorstellt, kann ich meine bisherigen Erfahrungen in kondensierter Form etwa so zusammenfassen (Fiktive Handlungskette):

  1. Ein Objekt wird hochgeladen.
  2. Andere Personen werden auf das Objekt aufmerksam (Nachweisbar durch Klicks, vorausgesetzt diese stammen nicht alle von Bots).
  3. Durch das Anklicken Dritter erfolgt eine Reaktion dieser (vorrausgesetzt, deren Klick wurde mit der Intention ausgeführt, sich das Objekt anzusehen).
  4. Der oder die Klickende kann nun entscheiden, ob er/sie eine Reaktion zum Ausdruck bringen möchte, oder unsichtbar bleibt (99% der Klickenden bleiben unsichtbar, bzw. verbergen ihre Reaktion).
  5. Mit nur Klicks anstelle von Reaktionen kann der Autor des Objekts zwar nicht sicher sein, dass Reaktionen erfolgt sind; jedoch ist die Chance dafür proportional zur Anzahl der Klicks. Ich für meinen Teil gehe immer davon aus, dass selbst, wenn zu gegenwärtiger Zeit unter einer Anzahl Klicks keine Reaktion gewesen sein sollte – Mit der Zeit die Chance höher wird, dass in Zukunft darauf reagiert werden wird. Egal, ob diese Reaktionen dann sichtbar oder unsichtbar sind: Existieren tun sie auf jeden Fall.
  6. Es erfolgt eine Aktion, die über den Klick hinaus geht; z.B. Like, Bewertung, Kommentar. Jetzt könnte man meinen, dass eine Reaktion erfolgt ist: Jedoch muss man auch hier wieder filtern: Die schwersten Verbrecher finden sich auf Instagram – Das größte Problem sind an dieser Stelle nicht einmal die Botaccounts, die fleißig Liken und Kommentare schreiben (Denn diese lassen sich eindeutig identifizieren) – sondern Menschen, die dieselben Aktionen ausführen, obwohl sie gar nicht an dem Objekt interessiert sind. Eine gefakete Reaktion also, die meist darauf abzielt, den eigenen Social-Media-Wert zu mehren. In der Realität kann man den Versuch eines solchen Fakes schnell identifizieren. Aber im Internet, wo sich Emotionen nicht zeigen, können sie von geschultem Personal provoziert und frei erfunden werden. Am Ende vom Lied kann man dann eine echte Reaktion nicht mehr von einer gefälschten unterscheiden.
  7. Für den Fall, dass der Autor sich sicher ist, eine „echte“ Reaktion zu seinem Werk vorliegen zu haben, erfolgt als nächstes eine Wertung dieser Reaktion. Und hier wird es bereits schwierig: Denn bei 90% aller Reaktionen kann man nicht sofort sagen/wissen, wieso der „Reaktor“ überhaupt so reagiert hat. Dies resultiert schon aus der Unsichtbarkeit von Emotionen innerhalb einer Bewertung oder eines Kommentars, sowie der generellen Unbekanntheit der anderen Person. Jetzt kann man natürlich hingehen und sagen: „Dafür sind doch diese Smileys und Emjoys!“ Und da stimme ich zu – Ja; sie sind dafür GEDACHT, Emotionen zu übermitteln! …aber mal ehrlich, die Bots benutzen sie auch! XD <– Hier ein zweites Problem: Habe ich dieses „XD“ gerade unironisch gemeint oder nicht? (Auflösung am Ende des Posts) Um es anders zu sagen: Diese „Gefühlsausdrucksmittel“ bringen wenig, wenn man die Person, die sie verwendet, nicht kennt, bzw. wenn man nicht weiß, wie diese Person die Emojis verwendet. Da haben viele eine ganz eigene Handschrift. Viel wichtiger ist es hingegen, zu wissen, ob die Person in jener Situation lügen würde und/oder dieselbe Aussage ironisch/sarkastisch machen würde. Fazit: Emojis und Smileys können stellvertretend für Emotionen stehen, aber sie sind weder Nachweis noch Ersatz.
  8. Am Ende steht der Autor des Objekts vor einer Reaktion, die er nicht versteht – und reagiert mit einer Antwort, die der Erstreaktor widerum nicht versteht. In der Regel endet die Unterhaltung hier, es wird vielleicht noch der ein- oder andere Kommentar gelöscht und danach sind beide Parteien wütender und dümmer als vorher.

Das sind meine Erfahrungen aus dem Internet, wenn ich versuche, mich mit Anderen über meine Geschichte zu unterhalten. Ich habe das Gefühl, die meisten Leute wollen gar nicht, dass man sie versteht. Und vielleicht wollen sie mich auch nicht verstehen. Aber für diejenigen unter euch, die sich dessen noch nicht bewusst sind: Auch wenn die Quantität an Kommunikation durch das Internet (noch mehr) zugenommen hat: Die Qualität geht gerade vielerorts kaputt. Deswegen mein Anreiz: Nehmt euch Zeit! Es kann häufig ein riesiger Unterschied bestehen zwischen dem, was man versteht und dem was Andere meinen.

(Auflösung des „XD“: Es war unironisch gemeint, aber nur weil es im Kontext notwendig war – Ansonsten würde ich mich nicht wagen, es unironisch zu verwenden, da ich nicht mit der Gruppe von Internetnutzern, die es unironisch verwenden, in eine Tüte gepackt werden will. )

Das ist auch noch recht oberflächlich. aber durch solche Informationen lernt man sich verstehen. Wenn man es nicht weiß, könnte man schnell einen ganz falschen Eindruck bekommen xD

MfG

Zaesh

2 Gedanken zu „Nachträgliche Einreichung – Kapitel 17.1+17.2

  1. Anonymous

    Hab es komplett durchgelesen. Sehr spannende Meinung mit hübsch viel Psychologie. In der echten Welt versteht man aber auch nicht 100% richtig

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